Der heute veröffentlichte DAK-Psychoreport zeigt erneut, dass psychische Erkrankungen zu Volkskrankheiten geworden sind. Das gilt insbesondere für Depressionen. Im Berufsleben besonders betroffen sind ältere Menschen und Beschäftigte im Gesundheitswesen. Der fast kontinuierliche Anstieg psychischer Leiden muss uns als gesamte Gesellschaft dazu auffordern, unsere Arbeits- und Lebensweise zu hinterfragen. Psychische Belastungen am Arbeitsplatz können nicht losgelöst von der Arbeitszeit und anderen Rahmenbedingungen gesehen werden. Seit geraumer Zeit weisen Arbeitswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf einen Zusammenhang zwischen langen Arbeitszeiten, psychischer Belastung und gesundheitlichen Beschwerden hin. Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die eine gesunde Lebensweise und Zeiten des Miteinanders ermöglichen und Arbeitsprozesse entschleunigen. Im Besonderen sind hier die Arbeitgeber gefragt, auch im eigenen Interesse. Dazu gehören eine alters- und alternsgerechte Gestaltung der Arbeitsplätze und unabdingbar eine weitergehende Enttabuisierung psychischer Erkrankungen, in allen Branchen und allen Lebensbereichen.
Psychisch Erkrankte müssen schnell aufgefangen werden. Nicht hinnehmbar sind derzeit übliche Wartezeiten von über drei Monaten für ein Erstgespräch beim Psychotherapeuten sowie fehlende Anlaufstellen bei akuten Krisen. Die Politik ist gefragt, Versorgungstrukturen aufzubauen, die eine flexible und schnelle Behandlung ermöglichen, damit psychische Störungen nicht chronisch werden und in der Folge Betroffene aus dem Arbeitsleben und ihrem sozialen Gefüge reißen.