Zur Beantwortung unserer Anfrage zur Zunahme psychischer Erkrankungen durch das Bundesministerium für Gesundheit erklärt Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Patientenrechte und Prävention:
Die Krankenkassen berichten regelmäßig über steigende Arbeitsunfähigkeitstage in Folge von psychischen Erkrankungen. In den vergangenen zehn Jahren stiegen die Fehlzeiten bei den Berufstätigen um 37 Prozent. Bei den Erwerbslosen sind inzwischen doppelt so viele durch eine psychische Erkrankung arbeitsunfähig. Die direkten und indirekten Kosten psychischer Erkrankungen belaufen sich auf jährlich 36 Milliarden Euro in Deutschland. Die Krankenhausfallhäufigkeit von psychisch kranken Patienten stieg von 2000 bis 2009 um 70 Prozent. Der Anteil der Frühverrentung liegt inzwischen bei fast 36 Prozent.
Das Bundesministerium für Gesundheit lässt bei der Beantwortung unserer Anfrage nicht erkennnen, dass sie auf diese Herausforderung mit angemessenen Konzepten reagieren wird. In Sonntagsreden wird gern von der großen gesellschaftspolitischen Herausforderung gesprochen, im politischen Handeln bleibt dies folgenlos. Die einzige repräsentative Studie zur psychischen Gesundheit der Bevölkerung ist unterfinanziert, ihre Auswertung steht in den Sternen. Es gibt sogar Hinweise, dass bestehende Forschungsprogramme nicht ausfinanziert und weitergeführt werden.
Die Bundesregierung hat kein Konzept, wie auf die Zunahme von psychischen Erkrankungen zu reagieren ist. Sie versteckt sich in dem Dickicht, das sich aus der geteilten Zuständigkeit zwischen der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, Länderkompetenzen und der Verantwortung des Bundes ergibt. Wir brauchen dringend eine Gemeinschaftsinitiative aller beteiligten Ebenen, um die Ursachen für den drastischen Anstieg der Erkrankungen herauszufinden, diese anzugehen und eine angemessene Versorung der Betroffenen sicherzustellen.