Abgeordnete treffen sich am Internationalen Tag der gehörlosen Menschen mit der Vorsitzenden des Gehörlosenvereins Münster

Mit allen ins Gespräch zu kommen und sich über das Wetter oder politische Themen zu unterhalten, Neuigkeiten von der Arbeit oder aus der Familie auszutauschen ist für alle selbstverständlich. Man schaut sich dabei an, öffnet den Mund und eine Nachricht geht in den Gehörgang des Gegenübers. Für den Großteil der Menschen ist das normaler Alltag, denn es ist für sie eine Selbstverständlichkeit sich auf diesem Weg unterhalten zu können. Für gehörlose Menschen gestaltet sich Kommunikation allerdings schwieriger. Am vergangenen Sonntag, 25. September, war der internationale Tag der Gehörlosen. Dies nahm die Bundestagsabgeordnete Maria
Klein-Schmeink gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Dennis Sonne – beide von Bündnis90/Die Grünen – zu Anlass sich mit Gabriele Dröge, der Vorsitzenden des Gehörlosenvereins Münster, zu treffen. Dröge ist selbst seit ihrer Geburt taub. Aus
diesem Grund hat sie zur Übersetzung den Gebärdensprachdolmetscher Klaus Meinhold beim Gespräch zu Hilfe zog. Dröge wünscht sich mehr Beteiligung von gehörlosen Menschen, denn diese Gruppe wird immer noch stark ausgegrenzt. Zum einen werden Kosten für DolmetscherInnen nicht übernommen und die gehörlosen Menschen müssen aus diese eigener Tasche zahlen und zum anderen gibt es viel zu wenig GebärdendolmetscherInnen. In NRW gibt es mehr als 12.000 gehörlose Menschen. Dem gegenüber stehen im gesamten Bundesgebiet lediglich knapp 100 GebärdendolmetscherInnen, die laut Dolmetscherverband gelistet sind. Gehörlose
Menschen erhalten zwar auf Antrag einen Betrag in Höhe von 77 Euro im Monat – das so genannte Gehörlosengeld – allerdings kostet ein*e DolmetscherIn knapp 85 € pro Stunde zuzüglich Fahrtkosten. „Ich bin doch eine Bürgerin wie jede andere, aber ich
habe jeden Tag mit Barrieren zu kämpfen und kann an der Gesellschaft nicht teilhaben.“, erzählt die Münsteranerin den beiden Politikern. „Wenn ich spontan zum Arzt gehe oder im Notfall einen Arzt aufsuchen muss, habe ich keine Möglichkeit zu
erklären was ich habe. Wenn ich in einen Unfall verwickelt bin, kann ich nicht erklären was geschehen ist. Weil mich niemand versteht.“, so Dröge weiter. Vor kurzem habe sie bei der zuständigen Behörde einen finanziellen Zuschuss für eine*n ÜbersetzerIn
beantragt, der auf dem Geburtstag ihres Nachbarn übersetzen sollte. Der Antrag wurde abgelehnt und es wurde auf die 77 Euro Gehörlosengeld verwiesen. „Auf Landesebene haben wir erkannt, dass wir beim Gesetz über die Hilfen für Blinde- und
Gehörlose etwas verändern müssen.“, berichtet Sonne. „In den Koalitionsverhandlungen wurde das auch vereinbart.“, so Sonne weiter. Gabriele Dröge erklärte den Politikern, dass es in Schweden ein Budget gibt, welches den gehörlosen Menschen dort ermöglicht für diverse Lebenssituationen die Dienste der DolmetscherInnen in Anspruch zu nehmen. „Das wäre gerecht!“, so Dröge. Einige
Veranstaltungen bieten Termine an, bei denen GebärdensprachdolmetscherInnen vor Ort sind, allerdings kriegen das die wenigsten gehörlosen Menschen überhaupt mit. „Es ist selten transparent, wo wir Gehörlosen etwas verstehen können und verstanden
werden.“, bemängelt die Münsteranerin. „Ich glaube, dass sich in den letzten Jahren schon einiges zum Positiven verändert hat, aber Termine wie dieser zeigen mir, dass wir noch viel Bedarf haben, um Teilhabe für alle zu ermöglichen.“, so Maria Klein-
Schmeink. Sonne und Klein-Schmeink haben vieles aus dem Gespräch für ihre politische Arbeit mitgenommen und wollen mit Gabriele Dröge in Zukunft wieder ins Gespräch kommen.