Psychische Erkrankungen sind zu Volkskrankheiten geworden. Aktuellen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge verursachen psychische Erkrankungen Kosten in Höhe von knapp 45 Milliarden Euro pro Jahr. Psychische Erkrankungen werden trotz ihrer Häufigkeit oft zu spät erkannt und unzureichend behandelt.
Es ist für Menschen in Krisen unzumutbar, dass sie monatelang auf psychotherapeutische Hilfe warten oder die Kosten für die Behandlung vorstrecken müssen. Viele trauen sich nicht, offen über ihr Leid zu sprechen und meiden aus Angst vor Stigmatisierung oder Autonomieverlust das psychiatrische System. Sie wünschen sich Beratung und Unterstützung auf Augenhöhe, die sie heute in vielen Regionen nicht finden. Benötigt werden mehr leicht erreichbare ambulante Krisenhilfen und genügend psychotherapeutische Plätze ohne lange Wartezeiten, damit Betroffene und ihre Angehörigen die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Der Besuch beim Psychiater, der Psychotherapeutin, dem Krisendienst oder der Beratungsstelle sollen selbstverständlich werden wie der Arztbesuch bei einem Beinbruch.
Der deutliche Anstieg von Patientinnen und Patient*innen in psychiatrischen Krankenhäusern, häufig wiederkehrende stationäre Aufenthalte, lange Wartezeiten in der ambulanten Behandlung und ein fortdauernder Anstieg von frühzeitiger Erwerbsunfähigkeit sind deutliche Hinweise, dass die Versorgung psychisch erkrankter Menschen dringend verbessert werden muss. Wir treten für eine Weiterentwicklung der Versorgung ein, die sich am individuellen Behandlungs- und Unterstützungsbedarf orientiert. Das Versorgungssystem muss die richtigen Hilfen bieten, ob bei psychischen Belastungsstörungen, die in Folge von Stress und Überlastung im Arbeitsleben in den letzten Jahren stark angewachsen sind, oder bei schweren chronischen psychischen Erkrankungen.