Stellungnahme zum Europäischen Depressionstag am 1. Oktober:
Insbesondere im ambulanten Bereich finden Menschen heute nicht die Hilfe, die sie brauchen, und landen schließlich als Notfall im Krankenhaus, weil sie keinen Termin beim Psychotherapeuten finden und Soziotherapie sowie psychiatrische Krankenpflege an vielen Orten nicht angeboten wird. Die Bundesregierung hat lange überhaupt nicht hingeschaut und lässt bis heute eine Gesamtstrategie vermissen, wie sie dem drängenden Versorgungsbedarf psychisch erkrankter Menschen gerecht werden will.
Es reicht nicht, wie die Bundesregierung meint, über ein Entgeltgesetz für stationäre Versorgung zu sprechen und diese durch eine kleine Innovation, wie das Hometreatment durch Krankenhäuser, zu ergänzen.
Die Bundesregierung ist gefordert, ein umfassendes Programm für eine personenzentrierte und gemeindenahe Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen aufzulegen. Benötigt werden Angebote der ambulanten Krisenintervention, genügend psychotherapeutische Plätze ohne lange Wartezeiten und strukturierte Behandlungswege zwischen stationärer und ambulanter Versorgung mit festen Ansprechpartnern für schwer Erkrankte. Ein gutes Versorgungsangebot muss darüber hinaus, wohnortnahe Präventions- und Rehabilitationsangebote umfassen, das persönliche Umfeld der Betroffenen einbeziehen sowie die Zusammenarbeit der Gesundheits- und Sozialberufe stärken.
Der Anstieg psychischer Leiden muss uns als gesamte Gesellschaft dazu auffordern, unsere Arbeits- und Lebensweise zu hinterfragen. Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die eine gesunde Lebensweise und Zeiten des Miteinanders ermöglichen und Arbeitsprozesse entschleunigen.