Anlässlich des Europäischen Depressionstages erklärt Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin:
"Immer mehr Menschen in Deutschland benötigen aufgrund einer psychischen Krise oder einer psychischen Störung Hilfe und Therapie. Auch Jugendliche und junge Erwachsene sind zunehmend betroffen. Psychische Erkrankungen wie Depressionen werden trotz ihrer Häufigkeit jedoch oft zu spät erkannt und unzureichend behandelt. Viele trauen sich nicht, offen über ihr Leid zu sprechen und meiden aus Angst vor Stigmatisierung oder Autonomieverlust das psychiatrische System. In Deutschland erhält in etwa nur ein Drittel der Erkrankten professionelle Hilfe.
Der Anstieg psychischer Leiden muss uns als gesamte Gesellschaft dazu auffordern, unsere Arbeits- und Lebensweise zu hinterfragen. Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, die eine gesunde Lebensweise und Zeiten des Miteinanders ermöglichen und Arbeitsprozesse entschleunigen.
Was wir zudem brauchen, ist mehr Akzeptanz von und Information über psychische Erkrankungen. Der Besuch beim Psychiater, der Psychotherapeutin, dem Krisendienst oder der Beratungsstelle müssen für Betroffene so selbstverständlich werden wie der Arztbesuch bei einem Beinbruch.
Insbesondere im ambulanten Bereich finden Menschen heute aber nicht die niedrigschwellige Hilfe, die sie brauchen und landen schließlich als Notfall im Krankenhaus, weil sie keinen Termin beim Psychotherapeuten finden. Die Bundesregierung ist deshalb gefordert, unter Einbeziehung der Länder und Kommunen ein Gesamtkonzept für eine gemeindenahe und personenzentrierte Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen aufzulegen. Benötigt werden Angebote der ambulanten Krisenintervention, genügend psychotherapeutische Plätze ohne lange Wartezeiten und strukturierte Behandlungswege zwischen stationärer und ambulanter Versorgung mit festen Ansprechpartnern für schwer Erkrankte. Ein gutes Versorgungsangebot muss darüber hinaus wohnortnahe Präventions- und Rehabilitationsangebote umfassen, das persönliche Umfeld der Betroffenen einbeziehen sowie die Zusammenarbeit der Gesundheits- und Sozialberufe stärken. Denn durch rechtzeitige und niedrigschwellige Hilfe kann vermieden werden, dass das Leiden der Menschen sich unnötig verschlimmert oder chronisch wird."