In den letzten Tagen und Wochen haben mich zahlreiche Protestschreiben erreicht, die auf eine Reform der Psychotherapeutenausbildung und eine angemessene Bezahlung für Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Ausbildung drängen. Diesen Forderungen kann ich mich nur anschließen. Die prekäre finanzielle Situation der Psychotherapeutinnen und ‑therapeuten in Ausbildung ist absolut inakzeptabel. Ausbildungsteilnehmerinnen und ‑teilnehmer erbringen während der praktischen Tätigkeit psychotherapeutische Leistungen im Praktikantenstatus ohne Anspruch auf Vergütung – und das obwohl sie einen akademischen Abschluss haben.

Bundesregierung verschleppt die Reform

Seit vielen Jahren ist bekannt, dass bei der Ausbildung von Psychotherapeutinnen und ‑therapeuten Reformbedarf besteht. Doch die Bundesregierung hat die dringend nötige Reform über Monate verschleppt. Wir Grünen haben in den letzten Monaten mehrfach Schriftliche Fragen an die Bundesregierung gestellt, um in Erfahrung zu bringen, wann sie endlich ein Reformkonzept vorlegt. Es war mehr als überfällig, dass sich jetzt endlich etwas bewegt und das Gesundheitsministerium erste Reformvorschläge vorgestellt hat, die ein Approbationsstudium vorsehen. Bisher handelt es sich jedoch nur um ein unverbindliches Eckpunktepapier. Der lange angekündigte und immer wieder verschobene Referentenentwurf liegt immer noch nicht vor. Es ist unklar, wie die Große Koalition so ihr Reformversprechen aus dem Koalitionsvertrag bis zu den Wahlen einlösen will. Zudem bleibt das zentrale Thema der Weiterbildung im Eckpunktepapier komplett im Dunkeln. Bei einem Symposium der Bundespsychotherapeutenkammer im November 2016 hat das Gesundheitsministerium zugegeben, dass es in dieser Legislaturperiode keine Reform mehr anstrebt. Trotzdem werden wir weiter Druck ausüben und für eine zügige Reform noch in dieser Legislaturperiode eintreten.

Angemessene Vergütung der Ausbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer

Der Behandlungsbedarf aufgrund psychischer Erkrankungen steigt kontinuierlich an und macht deutlich, wie wichtig eine bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige psychotherapeutische Versorgung ist. Die Psychotherapeutenausbildung legt dafür den Grundstein. Die Verbesserung der finanziellen Lage von Psychotherapeutinnen und ‑therapeuten in Ausbildung ist uns Grünen ein wichtiges Anliegen. Die Ausbildung im stationären Bereich muss ausreichend Zeit umfassen, um den Umgang mit schwerst psychisch erkrankten Menschen zu erlernen. Finanzielle Hürden und arbeitsrechtliche Defizite dürfen hierbei die Ausbildungsqualität und ‑dauer nicht beeinflussen. Mit der Reform muss die Bundesregierung deswegen die Grundlagen für eine Ausbildung nach hohen Qualitätsstandards schaffen. Gleichzeitig setzen wir Grünen uns dafür ein, dass eine angemessene Vergütung der Ausbildungsteilnehmerinnen und -teilnehmer vergleichbar anderer Berufsgruppen geschaffen wird. Die prekäre finanzielle Situation vieler Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Ausbildung ist nicht hinnehmbar und erschwert den Zugang zu diesem Berufsfeld.
Wir werden weiterhin Druck auf die Bundesregierung ausüben, um eine gerechte Bezahlung von Psychotherapeutinnen und ‑therapeuten in Ausbildung zu erreichen. Wichtig ist uns zudem, dass auch für die aktuellen Ausbildungsteilnehmerinnen und ‑teilnehmer eine Übergangsregelung getroffen wird, die eine angemessene Vergütung ermöglicht.