Münster/Berlin – Maria Klein-Schmeink, grüne Bundestagsabgeordnete und erste Frau aus Münster im Berliner Parlament, hat ihre erste Woche an der Spree hinter sich. Mit ihr sprach WN-Redakteur Günter Benning.
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Haben Sie schon eine Wohnung gefunden?

Klein-Schmeink: Bisher habe ich bei meiner Schwester am Prenzlauer Berg übernachten können. Eine sehr schöne Gegend mit einem Markt, mit sehr vielen jungen Familien. Es erinnert mich an Münster.

Haben Sie Ihr Fahrrad dabei?

Klein-Schmeink: Ich bin in dieser Woche das erste Mal zum Bundestag geradelt. Berlin ist wenig fahrradfreundlich, da ist noch was zu tun. Die haben hier kombinierte Fahrrad-Busspuren – da fährt man besser sehr defensiv.

Zur Politik! Haben Sie schon ein Aufgabenfeld gefunden?

Klein-Schmeink: Das wird sich erst herausstellen, wenn die neue Mehrheit die Ausschüsse konzipiert hat. Ich habe mich beworben für die Bereiche Gesundheitspolitik und soziale Sicherung. Das sind Baustellen, über die gerade im Koalitionsvertrag heiß gestritten wird.

Ist in Ihrer Fraktion – mit 17 Plätzen mehr – Stühlerücken angesagt?

Klein-Schmeink: In kleineren Fraktionen ist es richtige Knochenarbeit, wenn man alle Themen nach vorne bringen will. Das wird in der größeren Grünen-Fraktion hoffentlich besser werden.

Sie übernehmen das Büro von Winnie Nachtwei?

Klein-Schmeink: Ich übernehme die komplette Mitarbeiterstruktur in Münster und hier in Berlin. Dafür bin ich sehr dankbar – die kennen die ganzen Abläufe, das ist eine unglaubliche Hilfestellung. Für die wissenschaftliche Zuarbeit habe ich schon meine Fühler ausgestreckt.

Sie kennen die Parlamentsarbeit aus Düsseldorf. Wie unterscheidet sich der Bundestag?

Klein-Schmeink: Er ist sehr viel größer und formalisierter. Dann ist alles unglaublich weitläufig. Von einem Bürotrakt zum anderen kann man im Laufschritt zehn Minuten unterwegs sein. Bei der ersten Fraktionssitzung – alte und neue Fraktion plus Mitarbeiter – saßen 300 Leute.

Wie ist das kollegiale Verhältnis untereinander?

Klein-Schmeink: Ich habe auf der einen Seite mit der NRW-Gruppe zu tun, aber ich habe aus meiner vorherigen Tätigkeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin viele alte Beziehungen.

Nach Düsseldorf kamen Sie bisher per Zug von Münster aus direkt – nun müssen Sie umsteigen. Probleme?

Klein-Schmeink: Bislang ist es viel besser gelaufen als ich das vom Zug nach Düsseldorf kenne. Es gab keine Verspätungen, das Umsteigen in Hamm war noch kein Problem. Es stört nur bei der Arbeit.

Hat sich Winnie Nachtwei schon ganz verabschiedet?

Klein-Schmeink: Aufgeräumt hat er schon. Aber er arbeitet in seinem Bereich der Sicherheitspolitik, unabhängig vom Abgeordneten-Status, weiter.

Viele Leute kritisieren die mangelnde Präsenz im Parlament. Wie erleben Sie die Arbeit in Berlin?

Klein-Schmeink: Sehr intensiv. Hier ist jeder von 8.30 Uhr bis 21 oder 22 Uhr im Büro und ansprechbar. Vielleicht haben in großen Fraktionen manche Leute mehr Zeit für ihre Wahlkreisarbeit. Ich könnte mir absolut nicht vorstellen, wie man nebenbei noch ein Ratsmandat aufrecht halten sollte.