AVWL-Vorstandsmitglied Jan Harbecke informiert die Grünen-Bundestagsabgeordnete Maria Klein-Schmeink über die aktuellen Probleme mit dem E-Rezept, über die Regressforderungen von Krankenkassen und diskutiert über die geplante Strukturreform sowie die nicht mehr auskömmliche Honorierung der Apotheken.
Maria Klein-Schmeink, stellvertretende Vorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion und für Münster direkt gewählt, hat sich nun in der Jahreszeiten-Apotheke von Inhaber Jan Harbecke, Vorstandsmitglied des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe (AVWL), über die aktuelle Situation und die Probleme der Apotheken vor Ort informieren lassen. Neben Anlaufschwierigkeiten beim E-Rezept sind dies nach wie vor Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Noch immer sei jeder zweite Antibiotikasaft von Engpässen betroffen, so Harbecke. Er berichtet der Politikerin ferner von unberechtigten Regressforderungen der Krankenkassen und informiert sie insbesondere über die finanziellen Schwierigkeiten, die viele Apotheken nach 20 Jahren ohne Inflationsausgleich haben.
„Die Apotheken sind von allen Seiten bedroht: Geldentwertung, Kostensteigerungen insbesondere bei Energiepreisen, Tariflohn- und die Zinsentwicklung – das ist eine toxische Mischung für viele Apotheken vor Ort und damit für die Arzneimittelversorgung der Bürger. Denn unser Honorar ist staatlich reglementiert und seit 20 Jahren hat es de facto keine Erhöhung gegeben. Kostensteigerung können wir – aus gutem Grund – nicht einfach an Verbraucher weiterreichen“, erklärt Harbecke. Hinzu komme nun noch ein Urteil des Bundesgerichtshofes, das vermutlich die Möglichkeit einschränke, dass der pharmazeutische Großhandel den Apotheken Skonti gewähre.
Eindringlich warnt Harbecke vor der vom Bundesgesundheitsministerium geplanten Apothekenstrukturreform, die zum einen die wirtschaftlichen Probleme noch verstärken und zugleich die Versorgung für die Patienten verschlechtern werde. Denn der Bundesgesundheitsminister will Apotheken ohne Apotheker schaffen. Impfungen, die Anfertigung von individuellen Rezepturen und auch die Abgabe von Betäubungsmitteln sowie umfassende Medikationsberatungen seien dann nicht mehr möglich.
Klein-Schmeink nimmt die Sorgen der Apothekerinnen und Apotheker mit in die Beratungen um das Arzneimittelversorgungsgesetz, das bald dem Bundestag vorgelegt werden soll. Fest stehe, „eine wohnortnahe, qualitätsgesicherte Arzneimittelversorgung muss in einer älter werdenden Gesellschaft gewährleistet sein“. Dazu gehöre auch, dass die Apotheken zukunftsfest aufgestellt werden müssten.